Schulungsvideo versus Erklärvideo – was ist der Unterschied?
Immer mehr Lernmethoden werden digitalisiert.
Es ist ziemlich schwierig geworden, saubere Begriffsabgrenzungen vorzunehmen.
Was ist was, welches Format ist für meinen Anwendungszweck am besten geeignet?
Es gibt einfach zu viel Begriffe, die sich um die Themen Lernen und Video ranken.
Hier nur ein kleiner Ausschnitt:
- Video Tutorial
- Lehrfilm
- Videoanleitungen
- Lernnuggets
- How to Videos
- Anleitungsvideo
- Lernvideo
- „So-geht’s“-Video
- Mikrovideos
- Erklärfilme
Wir greifen jetzt mal zwei Begriffe heraus, um sie zu vergleichen – warum diese zwei?
Das SCHULUNGSVIDEO
Weil wir glauben, dass es im Umfeld von E-Learning noch viel zu wenig genutzt wird (zu den Gründen dazu später) und
das ERKLÄRVIDEO,
weil wir sehen, dass dieser Begriff mittlerweile für fast jede Videoform verwendet wird – oft auch missverständlich.
Was ist ein Schulungsvideo?
Ein Schulungsvideo vermittelt Wissen und gibt Anleitungen. Oft wird ein Konzept oder ein Prozess erklärt.
Sie enthalten in der Regel Schritt-für-Schritt-Anleitungen oder Demonstrationen – so werden Konzepte oder Prozesse eines Themas besser verstanden.
Wie wird ein Schulungsvideo produziert?
Ein Lernvideo kann in der Länge stark variieren.
Vielleicht wollen Sie nur eine neue Funktion Ihrer Software für das interne Bestellsystem zeigen – dann reichen oft 2-3 Minuten. Oder Sie präsentieren die aktuelle Produktlinie Ihrer Firma – kann schon mal 30 Minuten dauern.
Das Aufzeigen aller notwendigen Sicherheitsaspekte bei Arbeit mit der Abkantmaschine in einem Lernvideo verpackt – das dauert vielleicht 90 Minuten
Aber Achtung: wir sprechen hier von der Dauer des Videos, um den gesamten Lerninhalt zu transportieren und nicht davon, in welcher Länge dann einzelne Teilvideos auf Ihren Lernplattformen ausgespielt werden.
Erfahrungsgemäß sollten einzelne Module zwischen 2 und 8 Minuten lang sein.
Für die Produktion von Lernvideos gibt es grundsätzlich 2 Herangehensweisen:
(Wir zeigen die beiden Varianten absichtlich sehr pointiert. So können Sie die Unterschiede gut sehen – die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo in der Mitte)
Variante 1 – Die klassische Methode
1. Brainstorming
Erster Schritt – das Brainstorming – hier werden folgende Fragen beantwortet:
- Welche Inhalte soll das Video enthalten?
- Welche Zielgruppe soll es ansprechen?
- Wie ist der Wissensstand der Zuseher?
- Wie genau wollen sie die Inhalte vermitteln?
2. Gliederung
Die Gliederung enthält eine Liste aller Themen, die in dem Video werden und die Reihenfolge, in der sie präsentiert werden.
3. Drehbuchgestaltung
Dieses Script enthält alle Informationen, die im Video gezeigt werden, sowie spezielle Anweisungen für alle Personen „vor der Kamera“.
Mit einem Drehbuch ist es einfacher, die Aufnahmen und das Bildmaterial für das Video zu planen.
4. Planung der Aufnahmen und des Bildmaterials
Welche Aufnahmen werden benötigt, welche Grafiken sind geplant und welche Spezialeffekte kommen zum Einsatz. Diese Überlegungen im Vorfeld anzustellen, erleichtert die Dreharbeiten erheblich.
5. Dreharbeiten
Sobald die Planung abgeschlossen ist, können die Dreharbeiten für das Schulungsvideo beginnen.
Das Set wird vorbereitet, die Kameras richtig eingestellt und die Beleuchtung eingerichtet.
Und … Auftritt der Expertinnen.
6. Bearbeitung
Das Material ist „im Kasten“ und der Beitrag wird nachbearbeitet.
Colorcorrection, Tonnachbearbeitung, Kameraübergänge, Namenseinblendungen, Zwischenüberschriften, usw.
Falls notwendig werden die Videos in kurze Lerneinheiten aufgeteilt.
7. Hinzufügen von Musik
Jetzt wird das Video Tutorial mit Musik unterlegt.
Musik kann die Stimmung einer Szene stark beeinflussen – daher – wählen Sie Ihre Musik sorgfältig.
Sie wollen niemanden von der eigentlichen Information ablenken.
8. Abschließende Überprüfung
Schließlich sollte das Video überprüft und getestet werden
So stellen Sie sicher, dass nichts fehlt und alles es klar und leicht verständlich ist.
In diesem Schritt wird das Video von Anfang bis Ende angeschaut und alle notwendigen Anpassungen oder Änderungen vorgenommen.
Sobald alle Anpassungen vorgenommen wurden, ist das Schulungsvideo bereit für die Verteilung.
Variante 2 – Die Fastlane-Methode
Was ins Lernvideo kommt, ist klar.
Weil die Anforderung meist aus der jeweiligen Abteilung kommt – z.B. mit der Bitte: „Wir brauchen Video Tutorials für die Nutzung unserer neuen Cloud-Lösung“
- Wer vor der Kamera steht, ist klar.
Sie haben eine Expertin, die sowieso in der Abteilung die GoToPerson ist, wenn es um das Thema geht (oder den Lehrlingsausbilder oder den internen Trainer oder die Frau aus dem Support-Team …) - Was reinkommt, ist auch klar.
Die Experten kennen die Fragen und die Antworten. - Sie schicken die Speaker ins Videostudio.
- Unterstützt vom Videoteam hält er seinen Vortrag – ganz so wie in einem Präsenz-Kleingruppen-Coaching. Versprecher, Hänger, Aussetzer, Hust- oder Lachanfälle – kein Problem, wird einfach nochmals gedreht.
- Postproduktion
- Letzter Check ob alles passt, Freigabe und die Lernvideos können auf Ihre Videoplattformen hochgeladen werden und sind abrufbar.
Ja, wir wissen – so leicht ist es oft nicht.
Aber nicht jede Produktion eines Lernvideos muss unbedingt „ein Projekt“ sein.
Speziell Inhalte, die vielleicht nur eine Halbwertzeit von 6 Monaten haben (weil sich dann der Prozess ändert oder sie eine andere Anwendung in Verwendung haben) sollten diesen pragmatischen Ansatz wählen. Weil sonst ist der Schulungsbedarf vorbei, bevor das Projekt überhaupt begonnen hat.
Keine Angst vor Schulungsvideos!
„Die Produktion eines Tutorials ist jedenfalls immer ein großes Projekt und somit aufwendig und teuer.“
Unserer Erfahrung sind nicht die Kosten, sondern der interne Aufwand eines solchen „Projektes“ der eigentliche Roadblocker.
In fast allen Firmen gibt es Expertinnen die im Alltag den Umgang mit Maschinen, Prozessen, Programmen und sonstigen Informationen schulen.
Das passiert entweder in 1to1 Settings, in Kleingruppencoachings oder im firmeninternen Lehrsaal. Aber wenn Sie diesen Expertinnen die Aufgabe geben, ein Video mit dem Lernstoff in ein Video zu packen, wird es schwierig.
Hier gibt es viele Vorbehalte:
- Das habe ich noch nie gemacht.
- Ich habe auf YouTube viele Video Tutorials gesehen – die waren so professionell – da kann ich nicht mit.
- Ich habe meine Erfahrungen in 30 Jahren Praxis erworben – und das soll ich jetzt in ein Video packen und jeder kann es sich in einer Stunde anschauen. Hier geht es viel um das Thema „gesehen werden und Anerkennung.“
- Ich will nicht vor der Kamera stehen
- Wenn ich einmal mein Wissen in Video konserviere, werde ich für die Ausbildung nicht mehr gebraucht
- usw.
Unserer Erfahrung nach gibt es gute Möglichkeiten, mit diesen (teilweise berechtigten) Bedenken umzugehen – wichtig ist nur, sie nicht zu ignorieren.
Was ist ein Erklärvideo?
Ein Erklärvideo wird verwendet, um ein Produkt, eine Dienstleistung oder ein Konzept schnell und einfach zu beschreiben und zu erklären.
Sie bringen komplexe Inhalte möglichst knapp auf den Punkt – oft sind sie nicht länger als 1-2 Minuten.
Meist werden Animationen, Live-Action-Videos, Whiteboard-Zeichnungen verwendet um die Inhalte zu vermitteln
Erklärvideos werden immer häufiger zur Conversion-Optimierung eingesetzt.
Sie finden aber auch Verwendung als Marketingfilm, Produktfilm oder Imagefilm und werden auf Messeständen gezeigt – weil es gerade dort wichtig ist in kurzer Zeit möglichst viel Information zu vermitteln.
Es ist von allen Videoformaten, wo am häufigsten Humor mit im Spiel ist und es weckt die Lust auf mehr.
Beispielsweise:
Ein Video das erklärt, warum Cloud Computing für Unternehmen von Vorteil ist.
Im Gegensatz dazu ein Schulungsvideo, wie genau die Nutzung der Cloud dann Schritt für Schritt funktioniert.
Wie wird ein Erklärvideo produziert?
In fast allen Fällen besteht ein Erklärvideo aus Grafiken, Videoanimationen, einfachen Texten und Sprechern aus dem Off.
1. Wählen Sie Ihr Thema und die Zielgruppe
Der erste Schritt bei der Erstellung eines Erklärvideos ist die Wahl des Themas und der Ziegruppe. Achten Sie darauf, dass Ihr Thema in einem kurzen Video auch tatsächlich angemessen erklärt werden kann. Die Zielgruppe entscheidet dann meist über die vermittelte Informationstiefe.
2. Schreiben Sie ein Skript
Achten Sie darauf, dass Ihr Skript klar und prägnant ist und alle wichtigen Punkte abdeckt, die Sie ansprechen möchten.
3. Wählen Sie Ihren Animationsstil
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Stile – hier einige Beispiele:
- 2D-Charakter-Animation/-Cartoon.
- Motion Graphics.
- 3D-Animationsfilm.
- Whiteboard Videos.
- Grafikanimation.
- Hand-Lege-Animationen
- Live Action Videos mit getrackten Objekten.
Wählen Sie einen, der am besten zu Ihrem Thema und dem gewünschten Ton passt.
4. Erstellen Sie Ihr Storyboard
Sobald Sie Ihr Skript geschrieben und Ihren Animationsstil ausgewählt haben, erstellen Sie ein Storyboard.
Ein Storyboard ist eine visuelle Darstellung Ihres Videos.
So planen Sie Aufnahmen und Übergänge – sieht aus wie ein Comic.
5. Synchronsprecher finden
Professionelle Sprecher können Ihrem Video Leben einhauchen und dem Text Persönlichkeit verleihen. Achten Sie bei der Auswahl von Sprechern auf deren Stimmumfang, Tonfall und Stil.
6. Aufnehmen des Tons
Ab ins Tonstudio – achten Sie besonders auf die Tonqualität.
In der subjektiven Qualitätswahrnehmung ist der klare Ton wesentlich wichtiger als das perfekte Bild.
7. Bildmaterial erstellen
Jetzt erstellen Sie des Bildmaterials. Dazu gehören sowohl die statischen Elemente (wie Bilder und Text) als auch die animierten Elemente (wie Figuren und Hintergründe).
8. Ton bearbeiten
Durch die Bearbeitung können Sie die allgemeine Tonqualität Ihres Videos verbessern und sicherstellen, dass alle Dialoge klar und leicht verständlich sind. Moderne Software zur Audiobearbeitung verbringt oft Wunder :-)
9. Musik und Soundeffekte hinzufügen
Musik und Soundeffekte tragen dazu bei, Ihrem Erklärvideo Emotionen und Atmosphäre zu verleihen.
Achten Sie bei der Auswahl der Musik darauf, dass sie gut zum Ton Ihres Videos passt.
Übertreiben Sie es nicht, denn zu viel Musik oder Soundeffekte lenken von den eigentlichen Inhalten ab.
10. Rendern und exportieren Sie Ihr Video
Beim Rendern wird eine endgültige Version Ihres Videos erstellt, die dann in verschiedene Dateiformate wie MP4, AVI oder WMV exportiert werden kann.
Das dauert – je nach Größe und Komplexität Ihres Projekts – zwischen einigen Minuten und mehreren Stunden dauern.
Einsatzmöglichkeiten und Arten von Erklärvideos
Überall wo es wichtig ist den Zuschauern kurz und knapp Inhalte zu vermitteln und Ihnen (speziell im Marketingkontext) „Lust auf mehr“ zu machen, bietet sich der Einsatz von Erklärvideos an.
Hier nur ein paar Beispiele:
- Onboarding neuer Mitarbeiter
- Investorenvideo um Ihre Start-up-Idee zu präsentieren
- E-Mail Marketing
- Supportvideo um bestehenden Kunden neue Features ihres Produktes zu präsentieren
- Recruitment
- Kundenservice
- Kurzinfo auf der Landingpage
- E-Learning
- Präsentationen
- Produktvideos
Was ist jetzt genau der Unterschied zwischen Schulungsvideo und Erklärvideo
Wie schon ganz oben beschrieben fällt die Abgrenzung schwer weil die beiden Begriffe oft sehr unterschiedlich verwendet werden.
Aber wir haben einige Punkte zusammengetragen, mit denen ein Unterscheidung gelingen kann.
- Schulungsvideos sind in der Regel länger als Erklärungsvideos.
- Schulungsvideos konzentrieren sich auf die Vermittlung einer bestimmten Fähigkeit oder Aufgabe, während Erklärvideos einen Überblick über ein Thema oder ein Konzept geben.
- Schulungsvideos verwenden oft reale Beispiele zur Veranschaulichung, während Erklärvideos eher abstraktes Bildmaterial verwenden.
- Schulungsvideos haben in der Regel einen engeren Fokus als Erklärungsvideos.
- Schulungsvideos sind in der Regel für ein bestimmtes Publikum oder einen bestimmten Zweck konzipiert, während Erklärvideos im Allgemeinen für ein breiteres Publikum erstellt werden.
- Schulungsvideos können in der Produktion kostengünstiger sein als Erklärvideos, da sie nicht so viel kreativen Input und grafische Umsetzung erfordern.
- Schulungsvideos werden häufig als Ergänzung zu anderen Schulungsformen verwendet, z. B. Unterricht im Klassenzimmer oder Schulungen am Arbeitsplatz, während Erklärvideos als eigenständige Ressourcen verwendet werden können.
Wir hoffen, dass Sie bei der Entscheidung für eines der beiden Formate mehr Informationsgrundlage haben.
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